SubPagesTopPicture

«Die Politiker scheinen Angst zu haben»

Jochen Ganz, Dr. Ing. ETH, hat langjährige Erfahrung als Geschäftsführer, technische Kenntnisse im Entwicklungs- und Systembereich sowie einen Wirtschaftsabschluss. Foto: Soltop

Der Verwaltungsrat der Soltop Schuppisser AG hat Anfang Juli 2019 Jochen Ganz als neuen Geschäftsführer gewählt. Jochen Ganz ist der Nachfolger von Ueli Frei, der altershalber kürzertreten will. Ueli Frei unterstützt Soltop weiterhin im Technikbereich sowie als Verwaltungsrat.

Text: Beat Kohler

Was reizt Sie daran, als Geschäftsführer in ein renommiertes Unternehmen in der Solarbranche einzusteigen?

Ich bin nicht nur in ein führendes Unternehmen in der Solarbranche eingestiegen, sondern in ein Unternehmen, das sich seit der Gründung ausschliesslich dem Thema der erneuerbaren Energie am Gebäude widmet. Mit Fritz Schuppisser haben wir einen Hauptaktionär, der jenseits der kurzfristigen ökonomischen Optimierung wirklich was bewegen möchte – und auch schon sehr viel bewegt hat.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Branche in der Schweiz, und wo sehen Sie das grösste Wachstumspotenzial?

Wenn wir es ernst meinen mit dem Ziel, die Schweiz bis 2050 CO2-neutral zu haben, dann muss sich in den nächsten Jahren unglaublich viel bewegen in der Branche. Zwei Drittel des Schweizer Energieverbrauchs haben unmittelbar etwas mit dem Gebäude zu tun – da rechne ich die Mobilität ganz bewusst mit dazu.

Soltop

Die Soltop Schuppisser AG mit Hauptsitz in Elgg, einer Zweigniederlassung in Puidoux und der Tochterfirma Soltop EU GmbH in Deutschland ist mit 35Jahren Erfahrung, einer eigenen Produktion und schweizweitem Kundendienst sowie über 20000 verkauften Anlagen eine wichtige Anbieterin im Bereich der erneuerbaren Energien. Die Firma bietet Wärmepumpen-, Photovoltaik-, E-Smart- und Solarwärme-Systeme an.

Stimmen die Rahmenbedingungen für dieBranche, oder braucht es aus Ihrer Sicht Anpassungen?

In der Vergangenheit haben sie offensichtlich nicht gestimmt: Von Jahr zu Jahr haben wir in der Schweiz weniger PV und weniger Sonnenkollektoren (Solarthermie) montiert. Wir installieren immer noch mehr Öl- und Gaskessel anstatt erneuerbarer Energiesysteme. Spannend sind sicher die aktuellen politischen Diskussionen. Ich vermisse aber zwei Punkte: Die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie sind noch nicht in der politischen Diskussion angekommen (ausser beim Erhalt des Status quo). Wir Menschen entscheiden emotional und nicht rational – und gibts was Emotionaleres als das eigene Heim? Der zweite Punkt: Da, wo es wirklich rational wird, scheinen die Politiker Angst zu haben: Wir haben bei unseren Pensionskassen einen Anlagenotstand und auf der Gebäudeseite – was die energetische Transformation betrifft – einen Investitionsnotstand. Damit wir dieses Paradox auflösen können, müssen wir uns der Diskussion darüber stellen, wie wir uns als Mieter an der Klimawende beteiligen. Die aktuellen Regulationen bei den Mietzinsen verbieten es den Pensionskassen praktisch, die Gebäude zu sanieren, weil sie dann ihr Kerngeschäft – die Sicherung unserer Pensionen – vernachlässigen würden. Wo findet diese Diskussion heute statt?

Welche Zielsetzung haben Sie persönlich als neuer Geschäftsführer für Soltop?

Soltop soll einen relevanten Beitrag zur Energiewende in der Schweiz leisten. Das ist mein persönlicher Anspruch – und der Anspruch unserer Eigentümer.

Wie wollen Sie diese Zielsetzung erreichen?

Wohnen – wie schon erwähnt – ist eine hoch emotionale Angelegenheit. Ein Haus muss weit mehr sein als nur energieeffizient. Entsprechend wollen wir behutsam mit der bestehenden Architektur umgehen. Wir haben einen riesigen bestehenden Gebäudepark. Viel zu häufig ist ein Umbau für die Bewohner ein traumatisches Ereignis. Das muss nicht sein! Unser Ziel sind begeisterte Immobilienbesitzer – sowohl bezüglich des Prozesses wie auch in Bezug auf das Ergebnis. Dazu suchen wir aktuell zusätzliche Partner in der ganzen Kette der Leistungserbringung. Wir wollen auf jeden Fall die Verantwortung für das Ergebnis übernehmen!