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Energetische Gebäudesanierung in lediglich 25 Arbeitstagen

Photovoltaik-Module als Balkonverkleidung. Foto: Umweltarena

Um der Energiestrategie 2050 des Bundes und dem Pariser CO2-Abkommen heute schon gerecht zu werden, hat die Umwelt Arena Schweiz als Kompetenzzentrum für Umwelttechnologie, gemeinsam mit ihren Fach- und Ausstellungspartnern, schon mehrere Leuchtturmprojekte realisiert. Das neueste Projekt: Ohne separate Fassadendämmung wurde der CO2-Ausstoss eines Mehrfamilien-Wohnhauses aus dem Jahr 1956 nachhaltig auf null gesenkt!

Pressedienst/Redaktion

Es gibt verschiedene Varianten mit Altbauten umzugehen:

  1. Die Liegenschaft abbrechen und einen Neubau erstellen; die Folgen, höhere Mieten, was nicht sozialverträglich ist.
  2. Eine Totalsanierung mit Mieterauszug ist ebenso fragwürdig, weil daraus höhere Mieten resultieren.
  3. Keine Sanierung ist ebenfalls keine Option, da so die CO2-Ziele nicht erreicht werden können und die Umweltbelastung weiterhin hoch bleibt.

Die Umwelt Arena und ihre Fach- und Ausstellungspartner haben die Herausforderung angenommen. Ein Sieben-Parteien-Mehrfamilien-Wohnhaus, Baujahr 1956, an der Bruggwiesenstrasse in Opfikon/ZH, wurde in nur 25 Arbeitstagen (25. Juni bis 22. Juli 2019) energetisch saniert.

Dafür legten die Projektverantworlichen die alte Heizung wurde still, bauten den Öltank ab und installierten eine mobile Übergangsheizung. Sie bauten eine Hybridbox, eine intelligente Energiezentrale, im ursprünglichen Öltankraum ein. Mit dem optimierten und patentierten Zusammenspiel der Wärmepumpe und einer Wärmekraftkoppelung mit Wärmerückgewinnung reagiert die Anlage flexibel auf Produktionskriterien wie Wetter und Wärmebedarf. Danach ging es Schlag auf Schlag: Die Arbeiter brachten vorgefertigte Leitungen und vorfabrizierte Installationen an, dazu Dämmungen an Kellerdecken und der obersten Geschossdecke sowie einen stromerzeugenden Dachbelag mit Photovoltaik-Modulen. Sogar die Balkonverkleidung wurde mit Photovoltaik-Modulen versehen und trägt so ebenfalls zur erfolgreichen Sanierung bei. Diese liefern im Winter bei niedrigem Sonnenstand mehr Energie als diejenigen auf dem Dach. Gespeichert wird der so produzierte Strom in einer Salzbatterie – ein Akku, der ohne seltene Erden produziert wird.

Netto null erreicht

Der ursprüngliche Heizölverbrauch mit zirka 12’000 Litern und einem CO2-Ausstoss von 33,5 Tonnen, konnte mit Erdgas auf 3,5 Tonnen CO2-Ausstoss gesenkt werden, wie die Umweltarena in einer Mitteilung schreibt. Das entspricht einer Einsparung von knapp 90 %! Die Liegenschaft bezieht nun 100 % Biogas. Damit sei das hochgesteckte Ziel von null CO2-Ausstoss erreicht, heisssst es in der Mitteilung weiter.

Die Stiftung Umwelt Arena Schweiz arbeitet mit Schweizer Unternehmungen zusammen; die Hybridbox, die Balkonverkleidung, die Gebäudesteuerung wie auch die Salzbatterie sind Schweizer Erfindungen. Nur, wenn der Kreislauf «Entwicklung / Absatz» stimmt, stehen ausreichend Mittel für weitere Entwicklungen bereit.

Die grossen Vorteile einer zeitlich so straff organisierten Sanierung sind überschau- und planbare Kosten, eine kurze Bauphase wie auch geringe Beeinträchtigungen für die Mieter sowie keine Mietzinsausfälle für den Hausbesitzer. Die Sanierung ist sozialverträglich, da die Mieter im Haus bleiben können. Das Gebäude ist CO2-neutral, was nachhaltig wie auch zukunftsträchtig ist.

Kristina Bürgler, seit 21 Jahren Mieterin im Haus, ist begeistert und meint: «Ich hatte ziemliche Angst, dass das Haus abgebrochen würde oder ich mir danach die Miete nicht mehr leisten könnte. Nun bezahle ich zwar 170 Franken mehr Miete, was in Anbetracht dieser ökologischen Verbesserungen absolut vertretbar ist, denn demgegenüber reduzieren sich auch die Heiznebenkosten um 60 Franken.»

Alle müssen mithelfen

Die Umwelt Arena Schweiz zeigt mit dem Projekt, dass zwar alle etwas zur Energiestrategie 2050 beitragen müssen, am Ende es aber nur Gewinner gibt; die Bauherrschaft, die Mieter und die Umwelt.

Walter Schmid, Stiftungsratspräsident der Umwelt Arena Schweiz sagt: «Die Klimajugend streikt und fordert null CO2-Ausstoss bis 2030. Wir haben die Antworten und Lösungen heute schon bereit und setzen das bereits entsprechend um! Wir motivieren Hausbesitzer sowie Investoren zu handeln und zeigen auf, dass solche Projekte, unterstützt mit dem Know-how unserer Fach- und Ausstellungspartner, zielführend sind. Die Bauherrschaft handelt umweltbewusst und übernimmt Verantwortung, noch bevor entsprechende Auflagen und Vorschriften in Kraft treten. Das Gewerbe profitiert von neuen und interessanten Aufträgen. Die Mieter wohnen CO2-neutral mit nachhaltiger wie auch kostengünstiger Energie sowie dementsprechend niedrigeren Nebenkosten und bezahlen dafür etwas mehr Miete. Und nicht zuletzt, profitiert auch die Umwelt.»

Um das Konzept und die Möglichkeiten dahinter einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat die Umwelt Arena Schweiz die Ausstellung «Energetische Sanierung in 25 Arbeitstagen» realisiert. In diesem Bereich befindet sich auch eine Infotafel mit den Namen der daran beteiligten Unternehmen. Die Umwelt Arena – ab Mittwoch, 3. Juni 2020 wieder geöffnet.