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3D-Schmelzglas in der Solarfassade

Foto: Megasol

Anfang November konnte das Amt für Umwelt und Energie der Stadt Basel in ein neues Gebäude umziehen. Der auffällig gestaltete Bau versorgt sich selbst mit Solarstrom. Dabei ist das solare Geheimnis alles andere als offensichtlich – auch dank neuester Solar-Technologie.

Pressedienst/Redaktion

Bezogen auf die Ästhetik hat die Solarenergie oft noch einen schlechten Ruf – insbesondere wenn es eine Solarfassade geht. Das es längst auch anders geht, zeigt der Schweizer Solarhersteller Megasol Energie AG am Beispiel des neuen Gebäudes des Amtes für Umwelt und Energie in Basel. Eine der Anforderungen an den Neubau war, dass er sich mittels ästhetischer Solarfassade selbst mit Strom versorgen kann. Für das Gesamtprojekt wurde ein Wettbewerb lanciert. Das Basler Architekturbüro jessenvollenweider gewann diesen im 2013 mit einem Gestaltungsvorschlag, der dem Neubau mit golden schimmernden Solarzellen eine ganz besondere Optik verleihen sollte. Der Volksentscheid von 2016 ermöglichte den Bau des nachhaltigen Gebäudes. Am 1. November in diesem Jahr wurde das Gebäude eröffnet.

Entwicklungen mit Weitblick

Aufgrund der langen Entscheidungswege kamen die zuerst angedachten, goldenen Solarzellen in die Jahre. Mittlerweile waren auf dem Markt deutlich effizientere Solarzellen zu finden. Doch Solarzellen mit goldener Optik wurden keine mehr hergestellt. Deshalb wurde die ursprünglich geplante Gestaltung komplett überarbeitet und der Weg für die stärksten kommerziell verfügbaren Solarzellen frei gemacht. In diesem Prozess kam ein Material ins Spiel, dass gemäss einer Mitteilung von Megasol bisher noch nie für Solarpanels eingesetzt wurde: 3D-Schmelzglas. «Die Fähigkeit von Glas, unterschiedliche Erscheinungen unter verschiedenen Lichtsituationen einzunehmen, war die Grundlage für die Suche nach der notwendigen Oberflächenbeschaffenheit. Die nahezu freien Gestaltungsmöglichkeiten von Schmelzglas war dabei der entscheidende Faktor», erklärt Sven Kowalewsky, Geschäftsleitungsmitglied beim Architekturbüro jessenvollenweider.

Von weitem betrachtet, erscheint die Solarfassade dank der neuen Panels in goldenem Glanz. Zum einen entsteht der goldene Schimmer durch tausende von in die Solarpanels eingelassenen Punkten. Zum anderen sieht man aus der Nähe betrachtet in den Panels eine dreidimensionale Haptik. «Wir haben diese Solarpanels in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten entwickelt. Solche Spezialanfertigungen im Bereich der solaren Gebäudehülle erfordern enormes Know-How und viel Erfahrung», sagt Michael Reist, Leiter Communications & Marketing der Megasol Energie AG.

Bewährter Aufbau, spezialisierte Verfahren

Die eingesetzten Solarpanels bestehen grundsätzlich aus Rückglas, Verkapselungs-Layer, Solarzellen, einem erneuten Verkapselungs-Layer und aus dem 3D-Frontglas. Diese Komponenten werden in einem Laminator zu einer Einheit «verbacken». Reist erklärt, das jedes Solarpanel, das spezifisch für ein Projekt entwickelt wird, Anpassungen oder sogar Neuentwicklungen der Produktionsprozesse bedarf. Das bei der Solarfassade des AUE eingesetzte 3D-Schmelzglas weist sowohl auf der Vorder- wie auch Rückseite eine dreidimensionale Struktur auf. «Standardprozesse und Standardrezepturen sind für ‘flache’ Gläser konzipiert und können solche Abweichungen nicht aufnehmen, insbesondere in der Lamination nicht», so Reist weiter. Die Lamination ist ein empfindliches Verfahren: Kleinste Abweichungen in Temperatur, Druck, Durchlaufzeit oder Materialbeschaffenheit führen zu unerwünschten Ergebnissen. Das Schweizer Unternehmen, das auch in der Schweiz produziert, konnte diese schwierigen Anforderungen bewältigen. Das auf 3D-Schmelzgläser angepasstes Verfahren entscheidet über Qualität, Leistung und Langlebigkeit der Solarmodule.

Winterstrom aus der Fassade

Das neue Gebäude ist 25 Meter hoch und komplett in eine Solarfassade gehüllt – 1140 Quadratmeter insgesamt. Das sorgt nicht nur für eine homogene Optik, sondern auch für sehr gute Stromerträge. Die Gesamtleistung beläuft sich auf rund 163 kWp. So kann sich das Gebäude mit dem eigenen Strom versorgen und teils Überschüsse in das Stromnetz abgeben. «Auch im Winter sind die solaren Erträge sehr hoch und entsprechend wertvoll», führt Michael Reist aus. Das liege daran, dass sich solare Fassadenflächen bei den winterlich tiefen Sonnenständen hervorragend eigneten, weil so das Licht nahezu senkrecht auf die Solarzellen falle.