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Meyer Burger will wieder zum Hersteller von Solarmodulen werden

Meyer Burger Technology AG will sich vom Maschinenanbieter zu einem technologisch führenden Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen wandeln. Dafür ist eine Kapitalerhöhung mit einem Bruttoerlös von 165 Millionen Franken geplant.

Pressedienst/Redaktion

Der Verwaltungsrat der Gesellschaft beantragt den Aktionären anlässlich einer auf den 10. Juli 2020 einberufenen ausserordentlichen Generalversammlung eine ordentliche Kapitalerhöhung. Im deren Rahmen sollen der Gesellschaft Mittel im Umfang von 165 Millionen Franken Bruttoerlös zufliessen.

Neue strategische Ausrichtung

Im Rahmen der ordentlichen Generalversammlung am 13. Mai 2020 hatte Meyer Burger bekannt gegeben, Pläne für eine eigene, gross skalierte Zell- und Modulproduktion in Deutschland zu prüfen. Grund für diesen fundamentalen Richtungswechsel ist die Erkenntnis, dass Meyer Burger aus ihrer Technologieführerschaft in den letzten Jahren keinen Gewinn erzielen konnte. Meyer Burger hat die Entwicklung der Photovoltaik entlang der gesamten Wertschöpfung geprägt und setzte die wesentlichen Standards der Industrie, wie zum Beispiel die Diamantdrahtsäge-Technologie, die PERC-Technologie und Präzisionsmesstechnik für Solarmodule. Ein Grossteil der heute weltweit produzierten Solarmodule basiert auf Technologien von Meyer Burger. Mit dem Verkauf ihrer Maschinen gab Meyer Burger jedoch ihre Technologie aus der Hand und überliess die Realisierung des geschaffenen Mehrwerts weitestgehend ihren Kunden.

Der Verwaltungsrat von Meyer Burger hat entschieden, Produktionsmaschinen für die Heterojunction/ SmartWire grundsätzlich nur noch exklusiv zum eigenen Gebrauch herzustellen und beabsichtigt, Meyer Burger als technologisch führenden Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen aufzustellen. Dadurch bleibt die gesamte Wertschöpfung bei Meyer Burger. Die proprietäre Technologie und das Know-how werden besser geschützt und künftige Verbesserungen der Fertigungsanlagen werden nicht mehr mit Dritten geteilt. Das Geschäft mit Standardequipment und das Servicegeschäft wird unverändert weitergeführt.

Bedeutendes Gewinnpotenzial

«Der Wandel vom Maschinenanbieter zum vertikal integrierten Zell-und Modulhersteller ist der richtige und konsequente Schritt, um uns einen angemessenen Anteil am Wert zu sichern, den unsere global führende Technologie generiert», erklärt Franz Richter, Verwaltungsratspräsident der Meyer Burger Technology AG. Die hohe Leistungsfähigkeit der neuen Heterojunction/SmartWire-Technologie-Module bei vergleichsweise geringen Produktionskosten ermögliche sowohl den Eintritt in das margenstarke und überproportional schnell wachsende Segment der Dachanlagen als auch in das preissensitivere Segment der Solarkraftwerke. Auf dieser Grundlage könne das Unternehmen nach Auffassung des Verwaltungsrats eine einzigartige Positionierung in der Photovoltaik-Industrie erreichen.

Mit dem erfolgreichen Aufbau einer 600 MW Produktionslinie für einen Kunden hat Meyer Burger Ende 2019 den Anwendungsbeweis der Heterojunction/SmartWire in der Massenproduktion erbracht. Mit den Erlösen aus der Kapitalerhöhung sollen in erster Linie Produktionskapazitäten und Vertriebsorganisation aufgebaut werden. Mit der geplanten Übernahme von bereits bestehenden Produktionsstandorten in Deutschland spare Meyer Burger signifikant Zeit und Geld. Das Unternehmen beabsichtigt, die Produktion im ersten Halbjahr 2021 zu starten und sie in den folgenden Jahren schrittweise auszuweiten.

Geistiges Eigentum besser schützen

Damit das Wertschöpfungspotenzial dieser neuen Technologie und das eigene Know-how möglichst vollständig bei Meyer Burger verbleiben, setzt Meyer Burger künftig auf ein geschlossenes Geschäftsmodell, bei dem ihre führende Technologie grundsätzlich nur noch für eigene Zwecke genutzt werden soll. Insgesamt über 45 Patentfamilien schützen die Heterojunction/SmartWire-Technologie, Herstellungsverfahren, Maschinen und Produkte sowie weitere, bereits in Entwicklung befindliche Technologiestufen. Mit dem Einstieg in die eigene Fertigung kann Meyer Burger ihr geistiges Eigentum und ihr langjähriges Know-how besser schützen.

Solarbranche an einem Wendepunkt

Aktuell sieht Meyer Burger für sich ein Marktumfeld mit herausragenden Chancen. Das europäische und globale Marktpotenzial sei beträchtlich. In Deutschland sollen bis 2030 erneuerbare Energien 65 Prozent des Stroms liefern, Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. Auch die Schweiz will mit der Energiestrategie 2050 die Energieeffizienz steigern und erneuerbare Energien wie die Photovoltaik fördern. Aufgrund begrenzter Flächen, vor allem in Westeuropa, sei eine hocheffiziente Technologie zum Erreichen dieser Ziele besonders wichtig.
Mit dem europäischen Green Deal, den europäischen Klimazielen und den Plänen für die Neuausrichtung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie verleihe der aktuelle europäische industriepolitische Kontext der Solarindustrie Rückenwind. Solarenergie ist in grossen Teilen der Welt die kostengünstigste, umwelt- und klimafreundlichste Technologie, um Strom zu erzeugen und ein signifikanter Faktor für strategische Autonomie im Energiesektor. Europa kann sich mit lokaler Fertigung Zugriff auf die künftig führende Technologie zur Stromerzeugung sichern, eine lokale und gegen Krisen robuste Wertschöpfungskette aufbauen und in Europa generiertes Know-how hierzulande verwerten.
«Bezahlbarer Solarstrom für alle» ist die Vision der neuen Meyer Burger. Das Unternehmen will einen Beitrag zum umweltfreundlichen Umbau der europäischen Industrie leisten und mittelfristig bis zu 3500 direkte Arbeitsplätze schaffen. Die lokale Fertigung reduziert zeitliche Lieferketten, Transportwege und damit den CO2-Ausstoss.