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BFE-Studie bestätigt: Schweizer Energiewende ist mit Zubau von Photovoltaik machbar

Bild: Agence Solaire Suisse, Prix Solaire Suisse 2018

Laut einer am 15. April veröffentlichten Studie des Bundesamts für Energie liegt das ausschöpfbare Solarstrom-Potential auf Schweizer Gebäuden bei jährlich 67 TWh. Dies entspricht 110 Prozent des Stromverbrauchs der Schweiz. Erhebungen von Swissolar ergeben ein zusätzliches Potenzial von rund 15 TWh Jahresproduktion ausserhalb von Gebäuden. Photovoltaik kann damit den grössten Teil des Stroms liefern, um die Energiewende zu bewerkstelligen. Um dieses Potenzial zu nutzen, fordert Swissolar eine Verfünffachung des heutigen jährlichen Zubaus von Photovoltaik (PV).

Pressedienst/Redaktion

Solarpotentialkataster

Die Bundesämter für Landestopographie (Swisstopo), Meteorologie und Klima (MeteoSchweiz) und Energie (BFE) stellen Solarpotenzialkataster für die ganze Schweiz bereit. Für jede und jeden zugänglich, lässt sich auf sonnendach.ch und sonnenfassade.ch das Potential des eigenen Daches bzw. der Fassade berechnen. Diese sind Teil des Beratungsangebots von EnergieSchweiz, das Schritt für Schritt den Weg zur eigenen Solaranlage aufzeigt.

energieschweiz.ch

Auf Basis ihrer beiden Solarpotentialkataster (siehe Kasten) hat das BFE eine genaue Abschätzung des Solar-Potenzial von Schweizer Immobilien gemacht. Bereits im letzten September wurde das Potenzial auf Dächern mit einer Jahresproduktion rund 50 TWh ermittelt. Gestern hat das BFE das Potenzial auf Fassaden vorgestellt. Es liegt bei jährlich 17 TWh. Berücksichtigt sind darin nur grössere zusammenhängende Flächen mit einer sinnvoll nutzbaren Einstrahlung: mindestens 10 m2 Fläche für Dächer und 20 m2 für Fassaden, die zudem einen Mindestabstand zu schützenswerten Ortsbildern der Schweiz (ISOS) einhalten. Es handelt sich dabei also lediglich um das «ausschöpfbare» Potenzial, das deutlich tiefer liegt als das technische Potenzial.

Chancen von Fassaden-PV

Das neu ermittelte Fassadenpotenzial ist von besonderem Interesse. Eine senkrechte Ausrichtung ermöglicht vergleichsweise hohe Wintererträge. Das «Winterloch» in der Produktion von erneuerbaren Energien könnte dadurch gestopft werden. Dank der rasch zunehmenden Vielfalt von verfügbaren PV-Modulen bezüglich Farben, Texturen und Grössen, stösst die Nutzung von Fassaden-PV auch bei Architekten auf immer grösseres Interesse.

Zusätzliches Potential ausserhalb des Gebäudesektors

Ergänzend hat Swissolar das Potential weiterer noch grösstenteils unbenutzter Flächen berechnet. Auf Parkplatzüberdachungen, Strassenflächen und im Alpenraum ergeben sich, sogar bei einer vorsichtigen Berechnung, weitere 15 TWh/Jahr. Bei letzterem wurden nur Flächen in Betracht gezogen, die in keiner Weise geschützt sind und bereits Infrastrukturanlagen aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Skigebiete.

Der Zubau von Photovoltaik muss verfünffacht werden

Insgesamt können also in der Schweiz mindestens 82 TW/h Solarstrom pro Jahr produziert werden. Das entspricht fast einer 50-fach höheren Produktion als heute (1.7 TWh im Jahr 2017). Zusätzlich liefert die bestehende Wasserkraft bereits heute jährlich 35 TWh. In zusätzlicher Kombination mit weiteren erneuerbaren Energien lässt sich somit eine hundertprozentige Energieversorgung der Schweiz bis 2050 sicherstellen – inklusive Ersatz des Atomstroms und der fossilen Energien (Mobilität, Heizungen). Dazu benötigt es allerdings einen starken Zubau, um diesen Umstieg in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen bis 2050 zu bewerkstelligen: Die Swissolar verlangt eine Verfünffachung des jährlichen Zubaus von Photovoltaik von heute 300 Megawatt auf 1500 Megawatt.

Die Berechnungen stimmen gut überein mit einer am 11.4.19 veröffentlichten Studie von Energy Watch Group und der finnischen LUT Universität. Demnach kann bis 2050 eine weltweite Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erreicht werden, und dies ist kostengünstiger als das heutige Energiesystem. Im Szenario stammt 70% der Energie von der Sonne.