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Bundesrat zeigt Wege zu mehr Solarstrom im Winter auf

Die 1'200 Photovoltaik-Panels sind auf rund 2'100 Metern über Meer in den Wintermonaten besonders effizient. Quelle: ewz

Der Bundesrat hat an der Sitzung vom 23. Juni 2021 den Bericht «Stromerzeugung im Winter dank Photovoltaik» verabschiedet. Der in Erfüllung des Postulats Reynard (19.4157) erstellte Bericht zeigt auf, wie der Winteranteil der Solarstromproduktion in der Schweiz erhöht werden kann.

BFE

Die SSES begrüsst die angestrebte Beschleunigung des Solarausbaus, die aus dem vom Bundesrat veröffentlichten Bericht «Stromerzeugung im Winter dank Photovoltaik» hervorgeht. Die dafür im Bericht vorgeschlagenen Anreize werden allerdings bei weitem nicht ausreichen, um die Ziele zu erreichen.

Der Bericht «Stromerzeugung im Winter dank Photovoltaik» hat in erster Linie das Potenzial auf Dächern und Fassaden unter die Lupe genommen. Er kommt zum Schluss, dass der Winteranteil der PV-Produktion durch eine Optimierung der genutzten Gebäudeflächen ohne grössere Zusatzkosten von heute 27% auf 30% gesteigert werden kann.
Die SSES teilt die im Bericht geäusserte Aussage, dass generell der wichtigste Ansatzpunkt zur Steigerung der absoluten Winterproduktion der Photovoltaik bei der Steigerung der gesamthaft installierten Leistung liegt. Gemäss dem Bericht kann bei einem Gesamtzubau von 30 TWh im Winterhalbjahr in etwa so viel Elektrizität erzeigt werden, wie heute die Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen zusammen produzieren. Das würde dem von der SSES geforderten Verfünffachung des Zubaus entsprechen.
Wir brauchen einen massiv rascheren Solarzubau. Die SSES nimmt aber ernüchtert zur Kenntnis, dass der Bericht bei den Anreizen für eine Beschleunigung des Zubaus einzig eine Erhöhung Einmalvergütung vorschlägt. Dieser Weg wird nicht zum Ziel führen. Der Bericht beharrt auf einem hohen Eigenverbrauchsanteil für die Rentabilität von PV-Anlagen. Genau damit wird aber für private Investoren kein Anreiz gesetzt, tatsächlich auch grössere Flächen mit PV auszurüsten.
Es braucht neben der EIV andere Modelle zur Abfederung des Investitionsrisikos – insbesondere bei Anlagen, die mithelfen die Abhängigkeit von Stromimporten im Winter zu verringern. Beispielsweise wäre dies mit einem minimalen, langfristig stabilen Rückliefertarif möglich. So kommt der Bericht auf Kosten für zusätzlichem Winterstrom von 9 Rp. pro kWh. Ein minimaler und langfristig stabiler Rückliefertarif in dieser Höhe, so wie ihn die SSES seit langem fordert, würde den Zubau massiv beschleunigen.

SSES

Seit Inkrafttreten des totalrevidierten Energiegesetzes am 1. Januar 2018 ist die Schweiz auf dem Weg hin zu einer erneuerbaren Energieversorgung. Diese wird künftig zunehmend elektrischer, um bis 2050 das Netto-Null-Emissionsziel zu erreichen. Das zeigen die im November 2020 vom Bundesamt für Energie publizierten Energieperspektiven 2050+. Beim Ausbau der inländischen erneuerbaren Stromproduktion spielt die Photovoltaik (PV) eine grosse Rolle. 2050 könnte sie jährlich gegen 34 Terawattstunden (TWh) liefern. Das gesamte Potenzial der Solarstromproduktion auf und an Gebäuden liegt bei 67 TWh pro Jahr, davon 50 TWh auf Dächern und 17 TWh auf Fassaden. Die Ende 2019 in der Schweiz installierten Anlagen produzieren pro Jahr rund 2.5 TWh Solarstrom, davon 0.7 TWh oder rund 27% im Winterhalbjahr.

Der Bericht des Bundesrats untersucht, wie sich die Wahl spezifischer Flächen, die geografische Lage (Mittelland oder alpine Regionen), die Installationsart (flach oder geneigt) auf die Solarstromproduktion im Winter und auf die Wirtschaftlichkeit der Anlagen auswirkt.

Der Bericht kommt zum Schluss, dass der Winteranteil der PV-Produktion durch eine Optimierung der genutzten Gebäudeflächen ohne grössere Zusatzkosten von heute 27% auf 30% gesteigert werden kann. Dazu müssten vermehrt PV-Anlagen auf nach Süden ausgerichteten Fassaden installiert werden. Solche Fassadenanlagen werden heute noch kaum gebaut. Der Zubau von Fassadenanlagen könnte beispielsweise über eine höhere Einmalvergütung, ähnlich wie aktuell bei integrierten Anlagen, gefördert werden. Von den 34 TWh Solarstrom im Jahr 2050 könnten so rund 10 TWh im Winter produziert werden. Eine Steigerung des Winteranteils auf bis zu 35% wäre zwar theoretisch möglich, würde jedoch unverhältnismässig hohe Kosten verursachen.