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Energieverbrauch 2019 gestiegen

Die Anteile des Gesamtenergieverbrauchs 1980 im Vergleich mit 2019. Grafik: BFE.

Der Endenergieverbrauch der Schweiz ist 2019 gegenüber dem Vorjahr um 0,3% auf 834’210 Terajoule (TJ) gestiegen. Teilweise ist darin ein kleiner Shift Richtung Erneuerbar ersichtlich. Nach fast 90 Jahren löst Erdgas Heizöl als Bestseller ab. Für den WWF ist das kein Grund zum Feiern, denn Erdgas ist meilenweit von Netto-Null entfernt. Auch der für das Klima verherrende Verbrauch von fossilen Treibstoffen stagniert weiterhin bei hohem Verbrauch.

Pressedienst/Redaktion

Der leichte Anstieg des Endenergieverbrauches um 0,3% gegenüber dem Vorjahr ist, laut dem Bundesamt für Energie (BFE), in erster Linie auf die kühlere Witterung zurückzuführen: Die Anzahl Heizgradtage, ein wichtiger Indikator für den Energieverbrauch zu Heizzwecken, nahm gegenüber dem Vorjahr um 6,1% zu. Zugenommen haben 2019 auch andere Faktoren, welche den langfristigen Wachstumstrend des Energieverbrauches bestimmen: Die ständige Wohnbevölkerung (+0,7%), das Bruttoinlandprodukt (+0,9%), der Motorfahrzeugbestand (+0,8%) und der Wohnungsbestand (Zuwachs, es liegen jedoch noch keine detaillierten Zahlen vor). Effizienzsteigerungen und Substitutionseffekte wirken sich hingegen dämpfend auf den Energieverbrauch aus. Die jährlichen Ex-Post-Analysen werden darüber weitere Aufschlüsse über die Energieverbrauchsentwicklung liefern können (Publikation erfolgt im Oktober 2020).

Verbrauch Energieträger zu Heizzwecken

Die drei Energieträger, Erdgas, Öl und Elektrizität, machen mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauches aus (2019: 51,5%). Der Verbrauch von Erdgas stieg 2019 um 2,6%, derjenige von Heizöl sank hingegen um 2,3% gegenüber dem Vorjahr. Der Elektrizitätsverbrauch nahm ebenfalls ab (-0,8%). Damit heizt die Schweiz erstmals seit 90 Jahren wieder mehr mit Erdgas als mit Heizöl. Für den WWF ist das kein Grund zum Feiern, wie er in seiner Pressemitteilung schreibt. Zwar ist Erdgas etwas weniger klimaschädlich, aber von Netto-Null-Emissionen weit entfernt. «Auch Erdgas muss zu 100 Prozent importiert werden – zum Teil aus autokratisch regierten Staaten wie Russland. Die Schweiz beendet ihren Beitrag zum Klimawandel erst dann, wenn wir uns vollständig von den fossilen Energien verabschieden; also weder Erdgas noch Erdöl oder Kohle verbrennen.», sagt Elmar Grosse Ruse, Energie- und Klimaexperte beim WWF Schweiz.

Nicht auf’s falsche Pferd setzen

Der WWF kritisiert in seiner Pressemitteilung auch das Greenwashing der Gaslobby und warnt nicht „auf das falsche Pferd“ zu setzen. Wer auf Erdgas setzt, um von Heizöl wegzukommen, zementiere immer noch hohe CO2-Emissionen über Jahre – bei einer neuen Heizung zum Beispiel für mindestens 20 Jahre. Dabei gäbe es bewährte klimafreundliche Alternativen wie Wärmepumpe, Holzpelletheizung oder Fernwärmeanschluss, die über die Lebensdauer oft noch günstiger kommen. Durch die Liberalisierung des Gasmarkts und durch die Revision des CO2-Gesetzes sieht der WWF den Abschied von Gas- und Ölheizungen aber zukünftig erleichtert.

Verbrauchsanstieg bei den erneuerbaren Energien

Die kühlere Witterung wirkte sich auch auf den Verbrauch der erneuerbaren Energieträger zu Heizzwecken aus. Der Verbrauch von Energieholz stieg um 1,1%. Auch die Nutzung von Umgebungswärme mit Wärmepumpen lag 10,2% über dem Vorjahreswert, ebenso der Verbrauch von Fernwärme (+11,2%) und Solarwärme (+1,5%). Der Anstieg ist zwar erfreulich und zeigt einen geringen Shift Richtung Erneuerbar, dennoch ist deren Anteil am gesamten Endenergieverbrauch 2019 mit 9,8% noch immer marginal (Energieholz: 4,7%, Umgebungswärme: 2,2%, Fernwärme: 2,6%, Solarwärme: 0,3%). Der Biogasverbrauch, direkt oder indirekt als ins Erdgas eingespeistes Gas, stieg um 6,0%. Der Verbrauch der biogenen Treibstoffe nahm gegenüber dem Vorjahr wiederum zu (+3,7%) und deren Anteil am gesamten Absatz von Benzin und Diesel lag 2019 bei 3,7%. Neben der Befreiung der biogenen Treibstoffe von der Mineralölsteuer wirkt sich auch deren Anrechnung als CO2-Kompensationsmassnahme verbrauchssteigernd aus, so BFE.

Treibstoffverbrauch blieb grösstenteils unverändert

Der Benzinverbrauch ging leicht zurück (-0,8%), derjenige von Dieselöl blieb hingegen weitgehend stabil (+0,04%). Wie im Vorjahr nahm der Absatz von Flugtreibstoffen erneut zu (+1,0%). Insgesamt blieb der Treibstoffverbrauch grösstenteils unverändert und lag auf dem Vorjahresniveau (+0,02%). Die fossilen Treibstoffe machen gut einen Drittel (35,3%) am gesamten Endenergieverbrauch aus.

Die Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2019 ist ab der zweiten Hälfte Juli 2020 auf dem Internet verfügbar und Anfang August in gedruckter Form erhältlich. Ein erster zusammenfassender Überblick ist ab sofort verfügbar.