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Solar- und Windstrom: Die Schweiz hinkt Europa hinterher

In der Schweiz wird erst relativ wenig Strom aus Sonne und Wind gewonnen: Pro Kopf gerade mal 187 Kilowattstunden. Damit liegen wir im Gesamteuropäischen Ranking auf Platz 25 von 29. Die Energiestrategie 2050 kann Abhilfe schaffen, ist aber kein Garant auf einen Spitzenplatz.

Pressedienst

Über die Untersuchung

Die Schweizerischen Energie-Stiftung SES hat den Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken der EU-Länder mit der Schweiz verglichen. Die Untersuchung fokussiert explizit auf die Technologien mit dem grössten Ausbaupotenzial. In Zukunft geht es um den Ersatz der AKW und da wird Solarenergie den Löwenanteil ausmachen. Die Daten der europäischen Länder stammen von EurObserv’ER, einer von der EU finanzierten wissenschaftlichen Plattform zur Untersuchung des Ausbaus erneuerbarer Energien in der EU. Die Daten aus der Schweiz stammen von Swissolar und Suisse Eole, den jeweiligen Verbänden und beruhen auf Marktuntersuchungen im Auftrag des Bundes. Für das Jahr 2016 liegen erst provisorische Schätzungen vor (sowohl aus der Schweiz wie aus der EU). Um die Vergleichbarkeit zwischen den Ländern zu ermöglichen, hat die SES die Produktion für jedes Land auf eine Pro-Kopf-Produktion heruntergebrochen. Die Bevölkerungszahlen stammen von Eurostat.

Die Richtwerte im Energiegesetz gem. Energiestrategie 2050 wurden gemäss Strommix 2035 der Umweltallianz umgelegt, entsprechend sollen 62% des Ausbaus aus Photovoltaik und Wind stammen. Umgerechnet macht das 848 kWh pro Kopf aus.

Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz schlecht ab: nur gerade 4 von 29 Ländern produzierten 2016 weniger Solar- und Windstrom: Lettland, die Slowakei, Slowenien und Ungarn. Beim Spitzenreiter Dänemark sind es über 12 mal mehr. In der Schweiz sind es 174 kWh Solar- und 13 kWh Windstrom. Legt man den gesamten Verbrauch auf die Bevölkerung um, werden pro Kopf 6994 kWh verbraucht.

Vergleichbare Länder viel weiter

Selbst Länder mit ähnlichen geografischen Voraussetzungen wie die Schweiz, zum Beispiel die Tschechische Republik oder Belgien (beide mit weniger Sonnenstunden) und auch Österreich (ein Binnenland mit ähnlicher Bevölkerungszahl) produzieren mehr Strom aus Wind und Sonne. Seit 2015 hat die Schweiz ihre Position damit nicht verbessert.

Die Energiestrategie bringt uns einen Schritt weiter

Die Energiestrategie 2050 will die Förderung von Solar- und Windstrom zeitlich begrenzt aufstocken, um den Ausbau zu beschleunigen. Dieser Schub ist dringend nötig, um die Schweiz von ihrem Schlusslicht-Image zu befreien. Denn im Vergleich mit den umliegenden Ländern ist sie es: Das Schlusslicht. Dabei hätte die Schweiz ideale Voraussetzungen für hohe Anteile Solar- und Windstrom: Deren wetterabhängige Produktion kann dank den flexiblen Wasserkraftwerken gut integriert werden. Letztere können mit diesem Ausgleich am Markt ein wertvolles Gut anbieten. Eine erneuerbare Zukunft bedeutet für die Wasserkraft eine goldene Zukunft.

Wenig ambitionierte Richtwerte

Wenn in der Schweiz alle Projekte auf der Warteliste der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) gebaut werden können, würden heute 416 kWh Solar- und 196 kWh Windstrom pro EinwohnerIn erzeugt. Total sind das 612 kWh und damit schon recht nahe an den 848 kWh gemäss den Richtwerten im neuen Energiegesetz, über das wir am 21. Mai abstimmen. Damit wäre die Schweiz aber nicht etwa Spitzenreiter, sondern käme im Mittelfeld auf Platz 12 zu liegen. Wenn die anderen Ländern in der Zwischenzeit nichts mehr tun würden. Doch das ist äusserst unrealistisch.