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Solardeckel hemmt Deutschlands PV-Ausbau

Wechselrichterproduktion bei KACO new energy in Neckarsulm. Bild: KACO new energy.

Die installierte Leistung der in Deutschland errichteten Photovoltaikanlagen hat im April 2020 die 50-Gigawatt-Grenze überschritten. Damit nähert sie sich dem sogenannten Solardeckel. Das Solar Cluster Baden-Württemberg sieht dadurch den Ausbau gehemmt. Dabei würde ein beschleunigter Ausbau würde nicht nur dem Klima helfen, sondern auch der Wirtschaft, argumentiert der Verein.

Pressedienst/Redaktion

Der Solarstromausbau ist angesichts des Kohle- und Atomausstiegs Deutschlands aus verschiedenen Punkten dringend erforderlich. Einerseits steigt der Bedarf von Strom in den Sektoren Mobilität und Wärme für Elektroautos und Wärmepumpen. Gleichzeitig steigt Deutschland aus der Kohle- und Atomkraftproduktion aus. Um trotzdem ihr 65-Prozent-Ziel bis 2030 einzuhalten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sind neben dem Ausbau der Windenergie zehn Gigawatt neu installierte Solarleistung pro Jahr notwendig. Das hat auch eine Studie vom März 2020 im Auftrag der Denkfabrik Agora Energiewende gezeigt.

Photovoltaik als Konjunkturspitze

Dieser Ausbau käme der Wirtschaft zugute, argumentiert das Solar Cluster Baden-Württemberg. Sonnenenergie ist deutlich günstiger als ihre Konkurrenten, selbst wenn der CO2-Preis nur 30 Euro pro Tonne beträgt. Ausserdem schafft es Arbeitsplätze. Derzeit arbeiten rund 50.000 Beschäftigte in der deutschen Solarbranche. Dazu gehört die Herstellung von Modulen, Wechselrichtern, Produktionsanlagen und Komponenten sowie Forschungsinstitute, Projektierung, Großhandel und Installation. Zum Vergleich: In der Braun- und Steinkohlebranche, die aktuell rund dreimal so viel Strom liefert, arbeiten höchstens noch rund 30.000 Beschäftigte. Mit zusätzlichen 50 Gigawatt Solarleistung über den aktuellen Zubau hinaus kämen noch einmal 30.000 Arbeitsplätze alleine für Planung und Installation in der Solarbranche hinzu.

Über das Solar Cluster

Das Solar Cluster Baden-Württemberg e.V. vertritt und vernetzt rund 50 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus allen Teilen der solaren Wertschöpfungskette. Ziele der südwestdeutschen Branchenvereinigung sind der beschleunigte Ausbau der Solarenergie in Baden-Württemberg und die Unterstützung der regionalen Solarbranche. Seinen Mitgliedern bietet der Verein zahlreiche Möglichkeiten, Kontakte zu Unternehmen, Forschung und Politik zu knüpfen, regelmäßige Veranstaltungen sowie eine Stimme in der Öffentlichkeit.

Solardeckel hemmt Ausbau

Eine zentrale Hürde für den Ausbau der Solarstromerzeugung in Deutschland ist der Solardeckel: Sobald 52 Gigawatt installierte Leistung erreicht sind, endet der Förderanspruch für alle kleinen und mittleren Photovoltaikanlagen. In den nächsten Monaten wird dies der Fall sein, sollte die Bundespolitik die Ende letzten Jahres beschlossene Abschaffung nicht endlich umsetzen. Viele Solarprojekte werden aus diesem Grund auf Eis gelegt oder abgesagt. Zusätzlich hemme auch der sogenannte „Ausbaukorridor“ und die damit zusammenhängende Vergütungsdegression, so Franz Pöter, Geschäftsführer des Solar Clusters. Die Bundesregierung hat das Ziel, den jährlichen Zubau möglichst auf 2.500 bis 3.500 Megawatt zu begrenzen. Die Vergütungsdegression greift monatlich je nach Zubau in den vorangegangenen Monaten.

EEG muss Photovoltaik-Ausbau unterstützen

Um einen Zubau von zehn Gigawatt installierte Photovoltaik-Leistung jährlich zu erreichen, ist neben der Abschaffung des Solardeckels zusätzlich die Erhöhung des Ausbaukorridors im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) notwendig. So dass auch Photovoltaikanlagen, die in den nächsten Jahren gebaut werden, eine ausreichende Mindestvergütung zur Absicherung der Finanzierung erhalten. Die EEG-Vergütung ist derzeit schon niedrig und darf nur noch langsam fallen, weil die Anlagenkosten für kleine und mittlere Anlagen aufgrund der fixen Installations- und Handwerkerkosten nicht mehr so stark sinken können wie in den letzten Jahren. Bei der derzeitigen Degression läge die Vergütung in drei Jahren zu niedrig, um die Finanzierung von Neuinstallationen ausreichend zu stützen. Das EEG müsste den forcierten Photovoltaik-Ausbau stützen, so das Solar Cluster, statt mit Ausbaukorridoren und Vergütungsdegressionen zu hemmen.

www.solarcluster-bw.de