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30 Milliarden unfreiwillig gespart – was tun damit?

Foto: Beat Kohler

Seit einem Jahr arbeiten viele Menschen im Homeoffice, haben ihre Ferienreisen abgesagt und konnten nicht mehr auswärts essen und trinken. Die NZZ schätzt, dass sich infolge der Corona-Massnahmen auf den Konten der Schweizer Bevölkerung «unfreiwillig» rund 30 Milliarden Franken auftürmten. Viele investieren nun in ihr Zuhause, da sie viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen.

Holzenergie Schweiz/Redaktion

Viele haben sich im Verlaufe des letzten Jahres gezwungenermassen vermehrt mit der Lebensqualität in den eigenen vier Wänden befasst. Erneuerungen drängten sich ins Bewusstsein. Zum Beispiel das alte, offene Cheminée: Es wurde schon lange nicht mehr benutzt. Plötzlich vermisst man die behagliche Ausstrahlung eines wärmenden Holzfeuers. Die Erneuerung der Anlage bringt ein schöneres, sauberes und sicheres Feuer in die gute Stube. Das Ofenbauergewerbe konnte davon profitieren.

Gleiches gilt für andere Bereiche der erneuerbaren Energien. Ein durch die Krise verstärktes Gefühl nach Versorgungssicherheit und Zuverlässigkeit kurbelte die Umsätze der Sonnen- und Holzenergiebranche deutlich an. Wärme aus dem lokalen Wald und Sonnenstrom vom eigenen Hausdach sind Garanten für sicheres und komfortables Wohnen. Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, freut sich: «Die Leute haben mehr Zeit und Lust, ihre unmittelbare Umgebung zu gestalten und beschäftigen sich intensiver mit wichtigen gesellschaftlichen Fragen. Es ist ja nicht nur die Pandemie, auch die Klimaerwärmung blieb ein wichtiges Thema. Die Leute wollen einen Beitrag an die langfristige Bewältigung von Krisen leisten.» Die Erkenntnisse aus der Pandemie, sich auf lokale und regionale Ressourcen zu konzentrieren und dabei einen Beitrag an den langfristigen Erhalt der Lebensgrundlagen leisten zu können, hat zum jüngsten Boom der Holzheizungen beigetragen.

Wer weiterdenkt, heizt mit Holz

Eine kleine Umfrage bei Ofenbauern in der Deutsch- und Westschweiz bekräftigt die Einschätzung von Andreas Keel. César Sandoz beispielsweise, Ofenbauer aus Cugy FR, spricht von einem Rekordjahr 2020. Seine Umsätze stiegen im zweistelligen Bereich. Und er ist kein Einzelfall. Michael Rüegg, Verkaufsleiter bei Rüegg Cheminée Schweiz, bestätigt die Beobachtung: «2020 war für die Branche der Wohnraumfeuerungen ein gutes bis sehr gutes Jahr. Wer mehr zuhause sitzt, möchte es schön haben. Es ist auch für die Umwelt ein positiver Trend, wenn alte Feuerungen durch Anlagen gemäss neuestem Stand der Technik ersetzt werden. Das vermindert die Feinstaubemissionen aus Holzfeuerungen, die ja im Winter immer wieder ein Thema sind.»

Corsin Farrér, Geschäftsführer des Verbands der Ofenbauerinnen und Ofenbauer, feusuisse, äussert sich optimistisch: «Seit Jahren haben wir grosse Mühe gehabt, Berufsnachwuchs zu finden. 2020 stellen wir eine – wenn auch noch zarte – Trendumkehr fest: Die Branche konnte mehr Lernende für den Einstieg in den Beruf OfenbauerIn motivieren als ein Jahr vorher.»

Gut für Wohlbefinden, Wald und Klima

Ein weiterer, zuverlässiger Indikator für den Zustand des Marktes der Holzheizungen ist der Geschäftsgang bei den Lieferanten von Brennholz. Vielerorts ist 2020 die Nachfrage nach ofenfertig aufbereitetem Scheitholz, nach Holzhackschnitzeln und Pellets spürbar gestiegen. Für Waldbesitzer und Forstbetriebe ist das in einem äusserst schwierigen Marktumfeld erfreulich. Energieholz entwickelt sich kontinuierlich zu einem immer wichtigeren Geschäftszweig der Branche. Vielerorts wäre eine ordentliche Bewirtschaftung der Wälder ohne die Absatzmöglichkeiten des Energieholzes kaum mehr möglich.