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Schweiz mit Atomausstieg im Trend

Auf Einladung der Right Livelihood Award Foundation («alternativer Nobelpreis») und der Schweizerischen Energie-Stiftung SES hat der internationale Energie- und Atomexperte Mycle Schneider in Genf den «World Nuclear Industry Status Report 2016» vorgestellt. Mit Blick auf die Abstimmung vom kommenden Sonntag zeigt sich: Die Schweiz befindet sich mit dem Atomausstieg international im Trend. Mit Ausnahme von China findet weltweit eine Abkehr von der Atomenergie statt. Interessanter Aspekt: Die Trendwende wurde bereits zehn Jahre vor Fukushima eingeleitet – überwiegend aus ökonomischen Gründen.

Pressedienst

Im «World Nuclear Industry Status Report» zeigt Mycle Schneider Jahr für Jahr die Entwicklungen in der Atomindustrie auf. Seit längerem beobachtet er, dass die Atomenergie an Wichtigkeit einbüsst. So lag der weltweite Anteil des Atomstroms am Energieverbrauch 2015 bei gut 10 Prozent. Zum Vergleich: Das Maximum wurde 1996 mit fast 18 Prozent erreicht. Seither stockt der Ausbau vor allem aus ökonomischen Gründen. Ansteigende Sicherheitsanforderungen lassen Atomkraftwerke immer teurer werden, während der Trend bei den erneuerbaren Energien in die entgegengesetzte Richtung zeigt.

Japan: Temporäre Atomausstieg befördert Energieeffizienz

Einen speziellen Fokus legte Mycle Schneider in seiner Präsentation auf Japan. Ehemals unter den «Big Five» der weltweiten Atomstromproduktion, legte das Land der aufgehenden Sonne im Nachgang zum GAU von Fukushima sämtliche 43 Reaktoren auf einen Schlag still. Nun zeigt sich: Nicht weniger als 12 Prozent des Energieverbauchs wurden in den letzten 5 Jahren durch Effizienzmassnahmen wettgemacht. Auch bei den erneuerbaren Energien zeigt sich ein rasantes Wachstum. Mit Ausnahme von Gas befinden sich die Anteile aller übrigen fossiler Energieträger, die kurzfristig den Atomstrom ersetzten, wieder auf Vor-Fukushima-Niveau.

Ältester AKW-Park auch mit Ja zur Initiative in der Schweiz

Beim Blick auf die Schweiz sticht der mit Abstand höchste Altersschnitt des hiesigen AKW-Parks ins Auge. Mit 41.2 Jahren liegt dieser fast 10 Jahre höher als in der EU (Altersdurchschnitt von 31.4 Jahren). Mycle Schneider zeigte, dass sich dieses Bild selbst mit der Annahme der Initiative «für den geordneten Atomausstieg» und der baldigen Stilllegung der AKW Beznau I und II sowie Mühleberg nicht gross ändern würde. Auch die «jüngeren» AKW Gösgen und Leibstadt sind älter als der europaweite Durchschnitt. International zeigt sich, dass Altreaktoren wie diejenigen in der Schweiz nicht nur wegen Sicherheitsbedenken, sondern immer häufiger aufgrund kostenintensiverer Nachrüstungen vom Netz genommen werden.