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Vom Überfluss zum guten Mass

Foto: SES

Ein sparsamer Umgang mit Ressourcen und Energie hilft, die Klimaziele zu erreichen. An der Veranstaltung «Suffizienz – wie bitte?» der Schweizerischen Energie-Stiftung SES in Kooperation mit der Massfabrik diskutierten die Gäste gestern Abend konkrete Suffizienz-Ideen wie autofreie Plätze im öffentlichen Raum, klimaschutzkompatibles Bauen oder den Ersatz von Kurzstreckenflügen durch Nachtzüge.

SES/Redaktion

Der Bundesrat will den Energiesektor bis 2050 von fossilen Energieträgern befreien und diese durch erneuerbaren Strom ersetzen. Die Klimaziele werden sich nicht ohne einen sparsameren Umgang mit Ressourcen und Energie erreichen lassen. Auch die internationale Energieagentur IEA sieht im World Energy Outlook 2021 Suffizienz als unabdingbares Instrument, um dem Klimawandel zu begegnen.

Suffzienz muss eine Rolle spielen

Vor diesem Hintergrund hat die SES in Kooperation mit der Massfabrik eine Abendveranstaltung im Kosmos Zürich organisiert. In seinem Eröffnungsreferat brach der Historiker und Umweltjournalist Marcel Hänggi eine Lanze für die Suffizienz. In einer Gesellschaft, die nie genug haben kann, nütze Effizienzsteigerung zur Senkung des Energieverbrauchs nur bedingt. «Suffizienz heisst genug haben. Wir alle haben gerne genug», so Hänggi. Denn Überfluss und der damit einhergehende hohe Energieverbrauch führten nur bis zu einem gewissen Punkt zu mehr Zufriedenheit, während sich suffiziente Verhaltensweisen nachhaltig positiv auswirkten. Suffizienz könne politisch nicht erzwungen, wohl aber ermöglicht werden. Im folgenden Podiumsgespräch forderten Corinne Moser, Sozialpsychologin und Projektleiterin beim Forschungs- & Beratungsbüro econcept, sowie Franziska Barmettler, GLP-Kantonsrätin und Leiterin Nachhaltigkeit bei IKEA, Hänggis Position heraus und diskutierten die gesellschaftspolitische Machbarkeit konkreter Suffizienz-Vorschläge.

Von lebenswerten Plätzen und Nachtzügen

Konkrete Vorschläge wurden von weiteren Gästen vorgestellt: Michèle Bättig von der Massfabrik plädierte am Beispiel des Zürcher Bullingerplatzes für mehr autofreien öffentlichen urbanen Raum. Lebendige und lebenswerte Plätze vor der Haustüre ersparen lange Wege für den Wochenendausflug und schonen Ressourcen. «Hier könnte ihre Werbung nicht stehen», lautete wiederum das Credo von Jonas Frey vom werbefreien Online-Magazin «Das Lamm». Frey appellierte an die Politik, Verantwortung zu übernehmen, und forderte Einschränkungen der kommerziellen Werbung. In eine andere Richtung zielte Janina Finger vom Klimastreik Zürich: «Wenn wir ins Flugzeug steigen, um eine Kultur kennenzulernen, deren Grundlagen wir mit diesem Reiseverhalten zerstören, ist das verdammt ungerecht.» Deswegen, so der Vorschlag, sollen Kurzstreckenflüge in Zukunft mit der Bahn ersetzt werden. Patrick Hofstetter vom WWF Schweiz zeigte auf, welche Bautätigkeiten in Zukunft gefragt sind und welche eben nicht. «Die Schweiz ist weitegehend gebaut», so Hofstetter. Ein Neubaumoratorium solle den Anreiz schaffen, zuerst die bestehende Infrastruktur klimaschutzkompatibel zu sanieren, bevor weitere, energieintensive Bauvorhaben überhaupt ins Auge gefasst werden.