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Kantone für Windenergie

Bild: Benedikt Nabben. Quelle: © Suisse Eole

Der zweite positive Gerichtsentscheid für die Schweizer Windenergie innerhalb von weniger als 5 Wochen: Nachdem der Windpark «EolJorat secteur Sud» Ende September grünes Licht erhielt, sprach sich das waadtländische Kantonsgericht nun auch für den Windpark «Sur Grati» aus. Aber auch andere Projekte erhielten vergangenen Jahres vermehrt Rückenstärkung von den Behörden.

Pressedienst/Matthias Schiemann

Trotz der kantonalen Rückendeckung legten die von «EoleResponsable» unterstützten 13 Beschwerdeführer vergangenen Donnerstag erneut Rekurs gegen den Windpark «EolJorat secteur Sud» ein. Sie wehren sich gegen den Entscheid des waadtländischen Kantonsgericht, das bereits Ende September zwei Rekurse zurückwies. Der Kanton argumentiert, dass die nationalen Interessen die Bedenken einer mutmasslichen Landschaftsumgestaltung überwiegten. Damit stellt sich der Kanton hinter den Ausbau der erneuerbaren Energien und erkennt die dahinter steckende Dringlichkeit. Diese erfreuliche Strategie legte der Kanton bereits Anfang Jahr zu Tage, als er eine Beschwerde gegen den Windpark in Sainte-Croix zurückwies und führt diese nun auch weiter. Die neuste gute Nachricht für die Windenergie ist das grüne Licht für den Windpark «Sur Grati».

Mehrere Windparks für den Kanton Waadt

Der Windpark Sur Grati soll gemäss dem Entwickler Strom für etwa 11’000 Haushalte liefern und wird von VOénergies mit Unterstützung der Gemeinden Premier, Vaulion und Vallorbe getragen. Er wird etwa 75 % des Stromverbrauchs der Gemeinden decken. Auch Lionel Perret, Leiter von Suisse Eole in der Romandie, freut sich über die Anerkennung der nationalen Interessen, aber führt die positiven Gerichtsentscheide auch auf Eigenleistung zurück: «Dieser zweite positive Gerichtsentscheid innerhalb von weniger als 5 Wochen gründet auf den seriösen Studien, die von unserer Branche erstellt wurden und auf dem nationalen Interesse an der Windenergie. Mit ihrer Entscheidung für die Windparks Sur Grati und EolJorat Sud zeigen die Gerichte, dass sie beginnen, die Windtechnologie und das damit verbundene Potenzial zu erkennen.» Isabelle Chevalley, Präsidentin der Suisse Eole, betont die Rolle der Windenergie für die Schweizer Stromversorgung: «Mit den Windparks Sur Grati und EolJorat Sud und ihren insgesamt 14 Windrädern kann ein Teil des Schweizer Windenergiepotenzials genutzt werden. Windenergie ist eine Komponente im erneuerbaren Schweizer Energiemix, die mit ihrer hohen Stromproduktion in den Wintermonaten eine saubere und sichere Stromversorgung gewährleistet.»

Weiterer Aufwind

Doch auch andere Kantone geben der Windenergie vermehrt Rückendeckung. Die Kantonsgerichte Solothurns und des Tessins haben bereits Einsprachen gegen die entsprechenden Windparks auf dem Grenchenberg und auf dem Gotthard zurückgewiesen. Ähnlich positiven Rückhalt erfährt der Windpark auf dem Montagne de Tramelan in Bern. Die Justiz- und Gemeindedirektion bestätigte dieses Jahr die Rechtmässigkeit des Windparks und wies alle Einsprachen der Beschwerdeführer zurück. Doch das grösste Projekt, dass im vergangenen Jahr einen weiteren Schritt Richtung Realisierung verzeichnen konnte, dürfte der Windpark Montagne de Buttes in Neuenburg sein. Der Neuenburger Staatsrat hat die Bau­bewilligung für die auf einer Fläche von 820 ha verteilten 19 Anlagen erteilt.

Milde Hoffnung

Die Urteile der Kantonsgerichte geben Hoffnung, dass es mit dem Ausbau der Windenergie in der Schweiz endlich ein wenig vorwärtsgeht. Sollten alle diese Projekte zustande kommen, würden damit insgesamt 51 neue Anlage realisiert. Damit würde sich die installierte Leistung in der Schweiz regelrecht verdoppeln. Heute produzieren lediglich 37 Windräder Strom in der Schweiz. Vom Ziel der Energiestrategie, bis 2050 sieben bis zehn Prozent des Schweizer Strombedarfs mit Windenergie zu decken, ist man damit noch weit entfernt: Letztes Jahr betrug der Windstromanteil 0,15 Prozent. So betrachtet, müsste man die Realisierung der geplanten Windparks eigentlich nur als den zögerlichen Start eines forcierten Ausbaus verstehen. Um die sieben Prozent zu knacken, benötigt es noch mehrere Hundert Anlagen. Dennoch wäre dies ein vielversprechender Anfang. Allerdings stehen nicht alle Projekte in der gleichen Planungsphase. Gut möglich, dass die eine oder andere Projektleitung noch weitere Rekurse überwinden muss, bis es zu einer tatsächlichen Realisierung kommen kann.